Dienstag, 25. Januar 2011

Oben bleiben auch in Karlruhe/ Kritik an der Kombilösung



Leserbrief: U- Bahnen stinken!


Was tut sich Karlsruhe mit diesem U- Bahn- Bau an? Ich habe als Mitglied von Pro Bahn schon viel vom berühmten Karlsruher Konzept gelesen und setze mich zu Hause seit Jahren für den Ausbau der zweigleisig trassierten Balkanstrecke Remscheid- Wermelskirchen- Burscheid- Leverkusen- Köln zur Stadtbahn nach dem Karlsruher Vorbild ein. Aber was in Karlsruhe bisher der Normalfall war, ist in Nordrhein Westfalen nicht machbar. Hier entsteht auf einer Bahntrasse mit enormen Fahrgastpotential ein Radweg. Für eine Bahn reicht es hier anscheinend nicht mehr, weil man in den großen Städten von NRW zu viele U- Bahnen gebaut hat und in Köln und Düsseldorf noch immer baut.


Gerade erst nach einem einwöchigen Aufenthalt in Karlsruhe war ich in Essen in der U- Bahn und ich empfinde den Gestank, der mich an Holzschutzmittel erinnert, entsetzlich. Wie schön ist es dagegen, mit der Straßenbahn durch Karlsruhe zu fahren, ohne lange Wege in die Tiefe steigen zu müssen. Statt durch dunkle Tunnel schaut man in die Schaufenster guter Geschäfte und wenn einem ein Schaufenster zusagt oder man einen Laden mit Sortiment sieht, wo man eh was von kaufen wollte, steigt man einfach aus, geht einkaufen und fährt mit der nächsten Bahn weiter. Und wenn man dazu keine Zeit hat, nutzt man halt die nächste Gelegenheit, das Geschäft aufzusuchen. Solche Spontankäufe oder Schaufensterblicke habe ich in Essen und anderen U- Bahn Städten nicht. Da werde ich immer durch den dunklen stinkenden Tunnel Richtung Gelsenkirchen Horst, etc. verfrachtet, ohne je zu sehen, was so in Essen an der Oberfläche los ist. Hinzu kommt, das schwere Abgase dazu neigen, in die Tunnelsysteme abzusinken.
Aber auch fahrplantechnisch kommt mir die Kombilösung recht Zweifelhaft vor. Dicht auf Dicht fahren die Straßenbahnen auf Sicht, denn es gilt die Betriebsordnung Straßenbahn. Im Tunnel gelten aber ganz andere Regeln, die das Fahren auf Sicht verbieten. 


Ich glaube daher nicht, dass der Tunnel zur Kapazitätssteigerung nutzbar ist. Diese wird ausschließlich durch die Tunnellösung für die Kriegsstraße erreicht, die eine Straßenbahn darüber  vorsieht. Wenn aber die Straßenbahnkreuzung an der Pyramide eins zu eins unter die Erde gelegt wird und das mit einer Betriebsordnung für U- Bahnen, die die Abstände zwischen jeder Bahn vergrößert, dann habe ich Zweifel, ob das gut geht.
Aber es wäre ein Kompromiss denkbar: Die Ost- West- Bahn geht in den Tunnel und die Bahnen zum Hauptbahnhof bleiben oben. Das dürfte wirklich die Kapazität enorm steigen bei einer gleichzeitigen deutlichen Reduktion der Baukosten für Tunnel.  Wenn es alleine um die Kapazität des Netzes geht, wäre das die optimale Lösung.


1983 war ich schon mal auf Klassenabschlussfahrt in Karlsruhe. Uns hat die Straßenbahn damals nicht gestört und auch jetzt hatte ich keine Probleme, da ja Schienen und Pflasterung deutlich zeigen, wo die Bahnen fahren. Ich hatte auch beim Unterschriftensammeln für die Wahlzulassung der ÖDP, die ich hier in meinem Resturlaub unterstützt hatte, nie jemanden gegenüber, der von Problemen mit der Straßenbahn gesprochen hat. Wenn ich von den Vorteilen der Tunnelstrecke im Internet lese, habe ich daher den Eindruck, hier wird eine Problematisierung der Stadtbahn herbei geredet, die real nicht existiert.


Die Kombilösung wurde einer Volksabstimmung unterzogen. Allerdings wurde dabei getrickst. Die Maßnahmen U- Bahn- Bau und Kriegsstraße hätte man getrennt abstimmen müssen. Aber vielleicht siegt ja doch noch die Vernunft. Wenn man Kombilösung auch in Bezug auf Straßenbahn und U- Bahn (auf und unter der Fußgängerzone) verstünde, könnte man mit einem Ost- West- Tunnel die Kapazität steigern, während die Züge die an der Pyramide abbiegen, oben bleiben. Diese Züge müssen dann nicht mehr die Fahrstraßen der Ost- West- Züge kreuzen, was zu einer Steigerung der Kapazität führt bei gleichzeitiger Entlastung der Innenstadt. Und da der Tunnel von der Pyramide Richtung Hauptbahnhof wegfällt mit dem aufwendig zu bohrenden Abzweig, können enorme Kosten eingespart werden. Wenn man bis zur Landtagswahl nur Baumaßnahmen für den Ost- West- Tunnel einleitet, könnte man in einer Abstimmung am Wahltag noch mal feststellen, ob die derzeit geplante Kombilösung wirklich dem Bürgerwillen entspricht oder ob eine etwas reduzierte Lösung bei Verbleib der Schienen an der Oberfläche nicht die bessere Variante darstellt. Die frei werdenden Mittel könnten dann für den Ausbau des bestehenden Stadtbahnnetzes investiert werden. Zwar ist mir auch diese U- Bahn eine zu viel, aber das wäre wenigstens ein Kompromiss und eine Reduzierung der Kosten.


Abs. Felix Staratschek, Freiligrathstr. 2, 42477 Radevormwald 
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Homepage:
Eine bessere Güterbahn ist machbar:

1 Kommentar:

  1. Diese Frage habe ich bei www.abgordnetenwatch.de einigen Kandidaten gestellt:
    Sehr geehrte......
    1983 war ich auf Klassenabschlussfahrt in der Jugendherberge Karlsruhe. Wir hatten Pfennigstücke mit der Straßenbahn platt fahren zu lassen und haben uns oft in der Fußgängerzone aufgehalten. Uns haben die Straßenbahnen nicht gestört. Danach habe ich viel über Karlsruhe gelesen, wo man statt teurer U- Bahnen auf eine Verknüpfung von Eisenbahn und Straßenbahn setzte. Um so erstaunter war ich, als ich bei einem Karlsruhebesuch feststellen musste, dass in einer sogenannten "Kombi- Lösung" nun auch in Karlsruhe die Straßenbahn in die stinkenden Tunnel unter die Erde verbannt werden soll.
    Wie stehen Sie als MdL zu diesem Projekt in Karlsruhe?
    Kann man es noch stoppen oder wenigstens die Tunnelstrecke reduzieren?
    Mit bestem Gruß, Felix Staratschek

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