Was ich an Herrn Hall schätze, ist, dass man ihn jeden Sonntag in der Kirche sieht und mit ihm kontrovers diskutieren kann. Allerdings kann ich seinem Leserbrief im RGA vom 28.1.11 nicht folgen.
Von Kardinal Höffner kenne ich das Zitat, dass er gegenüber einem Priester aussprach, "nutzen Sie ihre seelsorgerische Freiheit". Die Kirche hat zwar Regeln, aber die sind bei weitem nicht so straff durchgesetzt, wie in einem autoritären Staat. Keiner zwingt den Pfarrer einer Gemeinde, lediglich ein kleiner Beamter zu sein. Im Gegenteil, es hängt viel von der Geschicklichkeit des Pfarrers ab, wie er seine Gemeinde führt, wie er seine Mitarbeiter wirken lässt, wie er die Jugend anspricht, wie er die katholische Grundschule in das Gemeindeleben einbezieht und Lehrer zum Mitwirken motiviert. Und es hängt viel von den Mitarbeitern ab, wie diese Fehler des Chefs ausgleichen können und den Fehlern einfach ihr gutes Engagement entgegen stellen. Auch ein Pfarrer hat viel Entscheidungsmöglichkeiten, wo er Arbeiten an andere delegieren kann, um Zeit für seine seelsorgerische Berufung zu bekommen. Herr Eick war aber nur Kaplan und als solcher untersteht er dem Pfarrer. Ob es da Unverträglichkeiten gab, weiß ich nicht, aber es ist einfach übertrieben, für alles Kardinal Meisner und den Vatikan verantwortlich zu machen. Pfarrer haben bestimmt auch viel zu tun, sie haben ja nicht nur einen Beruf, sondern hoffentlich auch eine Berufung. Wenn ich aber sehe, dass am Samstag im Pfarrverband Radevormwald- Hückeswagen 2 Vorabendmessen und 5 Sonntagsmessen sind, die alle in der Regel weniger als eine Stunde dauern, dann ist das weniger, als es jeder Arbeiter auszuhalten hat, der zwei mal 4 Stunden ohne Unterbrechung eine Maschine zu bedienen hat und nur 30 Minuten Pause dazwischen hat, und das 5 Tage die Woche und manchmal noch mit dem halben Samstag und Überstunden. Dann sage ich nur, das ist Jammern auf hohen Niveau. Noch dazu, wo einen Teil der Predigten ein Diakon übernehmen kann, ohne mit Köln und Rom in Konflikt zu geraten.
Ich kenne die Hintergründe zu Herrn Eick nicht, aber unser Pfarrer braucht viel Gebet. Er hat eine tolle Stimme, kann Singen und verständlich und glaubensfest predigen. Einzig im praktischen Leben scheint er immer wieder bei Leuten anzuecken. Ich hatte jüngst mal im Umfeld der Kirche laut gedacht, dass das "Ewige Gebet", das zu verschiedenen Tagen einmal im Jahr in jeder Gemeinde gehalten wird, durch ein musikalisches Abendlob, so wie im Kölner Dom als Evensomg unter Mitwirkung der Kirchenchöre (davon gibt es mindestens 5 im Pfarrverband!) feierlich beeendet werden könnte. Nun ist mir zugetragen worden, dass dies bis in die Personalversammlung der Gemeinde vorgedrungen ist und dort vom Pfarrer abgelehnt wurde. Da haben weder Köln noch Rom was mit zu tun. Und selbst, wenn der Pfarrer sagt, ich kann daran nicht mehr teilnehmen, haben wir noch immer den Diakon und Gemeindereferenten, den Kantor und die Lektoren, die in der Lage sind, eine Andacht zu halten. Wenn ein so einfacher Vorschlag, der zum Leben in der Gemeinde beiragen kann, keine Chance auf Umsetzung hat, dann müssen wir erst recht sonntags zur Kirche gehen und da intensiv dafür beten, dass die Verantwortlichen zur Einsicht kommen. Auch das Allerheiligste, Jesu Anwesenheit im gewandelten Brot, kann noch verehrt werden, wenn die Monstranz wieder im Schrank steht und "der Leib Christi" wieder im Tabernakel aufbewahrt wird.
Man mag über Regeln aus Rom und Köln diskutieren und dazu eine Meinung haben. Aber das meiste was hier vor Ort passiert, hat damit nichts zu tun.Aber christlich ist es nicht, über den, der da wahrscheinlich falsch handelt nur zu schimpfen, sondern alles Reden in dieser Angelegenheit muss das Gebet für die betroffene Person zur Folge haben. Denn ich habe gerade auch von unserem Pfarrer schon manches Gute erlebt. Wenn er sich an den oben zitierten Rat des vierfachen Doktortitelträgers Kardinal Höffner halten würde, könnte er manches Fettnäpchen vermeiden.
Abs.
Felix Staratschek, Freiligrathstr. 2, 42477 Radevormwald
Dienstag, 1. Februar 2011
Pfarrer sind nicht nur Beamte!
Labels:
Chor,
Höffner,
Kirche,
Radevormwald,
Sankt Marien
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen