Betrifft Bericht der Bergischen Morgfenpost Wermelskirchen:
https://rp-online.de/nrw/ staedte/wermelskirchen/7- fakten-wermelskirchen- landwirtschaft_aid-125846893
"Landwirte setzen in der Region auf Gras", hieß es am 5.4.25. Damit keine Missverständnisse aufkommen, damit war nicht das Cannabis-Gesetz von Lauterbach gemeint, sondern das Grün auf den Wiesen im Bergischen Land. Leider kann man dies auch zu wörtlich nehmen. Denn was außer Gras wächst heute noch auf unseren Wiesen? Vor unserem Haus steht regelmäßig ein Gülle-LKW aus Borken im Münsterland nahe der Grenze zu den Niederlanden. Dort haben sich Fleischfabriken entwickelt, die nicht mehr an die Flächen gebunden sind und so fahren die ihre Tier-Fäkalien über 100 km Entfernung zu Landwirten, denen die das Zeug andrehen können. Güllegestank ist hier die sicherste Ansage dass es bald regnet, denn dann fahren die Bauern die Gülle, die oft an Höfen oder in der Landschaft in Tanks zwischengelagert wird, auf die Felder. Früher hat der Bauer nur den Mist ausgebracht, den seine eigenen Tiere produzierten und die Tiere wurden mit Heu gefüttert, dass von den Wiesen des Hofes kam. Es gab ergänzend etwas Kraftfutter.
Neben der Gülle ist die Nutzung der Wiesen fatal. Denn der Kostendruck auf die Landwirte ist so groß, dass die lieber auf Silage setzen statt auf die aufwendigere Heuerzeugung. Und die Maat für die Silage geschieht öfter und früher als die für Heu. Das hat zur Folge dass dass, was früher neben dem Gras in den Wiesen vorkam, entweder von Gräsern verdrängt wird, die mit dem reichen Nährstoffangebot besser wuchern können oder dass durch das häufige und frühe Mähen der Zyklus der Wiesenblumen nicht mehr möglich ist. So sehen die Wiesen oft knallig grün aus aber die Buntheit, die die Wiesen früher hatten, ging verloren. Und das sind Kräuter mit Inhaltsstoffen, die sowohl zur Gesundheit der Tiere beitragen als auch zum guten Geschmack der Milch. Ich kaufe mir deswegen im Reformhaus Andechser Heumilch, die gut schmeckt und einen Beitrag zum Artenschutz und Tierwohl leistet. In Supermärkten habe ich im Tetrapack Heumilch aus dem Schwarzwald gefunden. Heimische Anbieter scheinen da noch zu fehlen. Vielleicht gibt es einige Hofläden.
Aber der Markt kann ja entstehen, wenn jeder der das liest nach Heumilch und Heumilchprodukten Ausschau hält und diese dann auch kauft. Ein höherer Preis korreliert hier auch mit mehr Inhaltsstoffen. Bei der Flaschenmilch aus dem Schwarzwald steht nichts von Heumilch, aber die ist nicht homogenisiert und hat einen hervorragenden Geschmack und ich vermute da viel Heumilch drin. Es wäre schön, wenn die Landwirte wieder so wirtschaften können, dass die nicht nur auf das Gras, sondern auch auf die Vielfalt der Wiesenblumen achten, damit Bienen, Schmetterlinge, Feldhasen und auch die Weidetiere wieder das finden, was die brauchen. Politik muss einen Rahmen schaffen wo alle Landwirte umweltfreundlich wirtschaften können. Als Konsument kann jeder dazu beitragen, indem man nur Bio-Fleisch kauft und Heumilch nachfragt, wenn vorhanden. Milch müsste auch so gut bezahlt werden, dass Kühe nicht so viel leisten müssen, dass deren Lebenserwartung von 20 Jahre auf 5 Jahre sinkt. Auf Demeter-Biohöfen erreichen Kühe oft noch ihr normales Alter. Die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD hat hier Handlungsbedarf und muss die Folgen ihrer bisherigen Agrarpolitik korrigieren.
Felix Staratschek
Freiligrathstr. 2
42477 Radevormwald
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