Felix Staratschek zu Geschichte und Verlauf der Bürgermeisterwahl 2015 in Radevormwald
Es schien in dem kleinen Städtchen Radevormwald in Nordrhein Westfalen eine gemachte Sache zu werden. CDU und SPD haben es im Frühjahr 2015 verkündet. Beide werden mit dem CDU- Ortsverbandsvorsitzenden Christian Viebach als Bürgermeisterkandidat in den Wahlkampf ziehen. Das die CDU Herrn Viebach aufstellen würde war klar. Er hatte sich seit 2009 zur zentralen Figur der CDU aufgebaut. Ziel der AL war es immer, dem Herrn Viebach, an dessen Eignung für das Bürgermeisteramt große Zweifel bestanden, einen gemeinsamen Kandidaten aller anderen Parteien entgegen zu stellen. Hier meine persönlich mit Herrn Viebach gemachten Erfahrungen: http://viertuerme.blogspot.de/2015/07/radevormwald-darf-nicht-zum-viebach-tal.html
Aber im März 2015 ließ der SPD Ortsverbandsvorsitzende Dietmar Stark die Katze aus dem Sack, die SPD wird die CDU unterstützen. http://www.cdu-radevormwald.de/index.php?ka=1&ska=2&idn=260
Von der Sache her nicht überraschend. Denn schon oft hatten in den Monaten vorher SPD- Mitglieder in Sitzungen der kommunalen Gremien erklärt, "Für uns spricht heute der Herr Viebach". Ich war dabei, wie Rolf Ebbinghaus einige Zeit vorher Herrn Stark fragte, wie es denn um den gemeinsamen Kandidaten von CDU und SPD stehe. Herr Stark wiegelte ab, wenn die SPD im Rat mit der CDU zusammenarbeite heiße das nach lange nicht, dass die SPD einen CDU- Bewerber unterstütze. Rückblickend habe ich da den Eindruck, wenn man schon rot ist, kann man lügen ohne rot zu werden.
Im Vorfeld der Nominierung von Herrn Viebach war die FDP sehr vorbildlich aktiv und hatte eine kompetente Frau gefunden, die die FDP Herrn Viebach entgegen stellen wollte. Zusammen mit Herrn Stark besuchte die FDP die Frau, bekamen aber von dem SPD- Chef nur hinhaltende Aussagen. Es schien ihm wohl schon klar zu sein, wen er und die SPD unterstützen sollten. Leider wollte die Frau, die die FDP gefunden hatte, unbedingt von einer großen Partei unterstützt werden. Sie wollte sich nicht alleine auf die FDP, sowie Grüne, UWG und AL stützen und sagte dann die Kandidatur ab. Die FDP stellte dann auch weitere Aktivitäten ein. Bis heute ist mir unklar, ob die SPD- Basis von ihrem Vorsitzenden darüber informiert wurde, dass es eine Alternative zu Christian Viebach gibt. Nach dem von der FDP und AL alle Versuche gescheitert waren, die Frau doch noch zur Kandidatur zu bewegen, startet ich noch einen eignen Versuch, der auch keinen Erfolg hatte.
Die AL beschloss darauf, nicht aufzugeben. Es wurde im April 2015 eine Anzeige geschaltet und dazu ein Text ins Internet gestellt. Hier die Kopie dieses Textes auf meinem Blog: http://viertuerme.blogspot.de/2015/04/al-sucht-burgermeisterin-fur.html . Anfangs waren die Reaktionen sehr schleppend. Da nicht jeder, der Bürgermeister werden könnte, ständig solche Anzeigen sucht und viele Bürgermeisterkandidaten irgendwo politisch aktiv sind, habe ich es nicht bei der Anzeige belassen, sondern ich habe alle meine Verteiler angeschrieben und habe Facebook nach Stichworten durchsucht und auf den Seiten von Parteien und Wählergruppen einen Kommentar geschrieben oder eine Nachricht abgesendet. Dabei bin ich die Seiten von CDU, CSU, SPD, FDP, Liberale Demokraten, Neue Liberale, Die Linke, UWG, FWG, Freie Wähler, Grüne, ÖDP, Tierschutzpartei, Familienpartei, kleine christliche Parteien, etc. durchgegangen. Da bei jeder Bürgermeisterwahl nur eine Person ein Amt bekommt, geht die Mehrzahl der Bewerberinnen und Bewerber leer aus. Eine Wahlniederlage alleine sagt ja nichts über die Qualitäten eines Bewerbers aus. Wahrscheinlich habe ich durch diese Aktivitäten die Freien Wähler in der Region Bitburg erreicht, die Herrn Mans auf unsere Bürgermeistersuche aufmerksam machten.
Nachdem lange Zeit nichts passierte und sich auf Facebook schon einige über die Bürgermeistersuche der AL lustig machten, meldeten sich plötzlich gleich zwei Bewerber mit einem interessanten Profil. Am 21. und 22.6. hatte die AL jeweils einen Bewerber ins Haus Hammerstein eingeladen. Auch die FDP war an beiden Tagen mit je zwei Personen vertreten. Da die FDP als einzige Gruppe selber nach einen Kandidaten gesucht hatte, wollten wir denen die Möglichkeit geben, sich von Anfang an bei uns mit einzubringen.
Am Samstag kam ein Franke. Er hatte die Anzeige gelesen und sich mit sehr guten Zeugnissen und Qualifikationen beworben. Er machte einen so guten Eindruck auf die AL- Mitglieder, dass wir dachten, der arme Kerl, der Morgen kommt, der schmeißt seine Zeit zum Fenster raus.
Aber dann kam am Sonntag der Herr Johannes Mans und stellte sich so überzeugend dar, dass es uns sehr schwer viel, eine Entscheidung zwischen beiden Bewerbern zu fällen. Ausschlaggebend war am Ende die soziale und unternehmerische Kompetenz, die Herr Mans im Laufe seiner Karriere erworben hat.
Leider hat die FDP sich kurz nach diesen Bewerbungsgesprächen aus allem ausgeklingt und öffentlich verkündet, sie sei von keinen Bewerber überzeugt. Auch als kurz vor der Wahl die FDP einen neuen Vorstand wählte, konnte sich die FDP nicht dazu entschließen, in Radevormwald zur Bürgermeisterwahl Stellung zu beziehen. Im Kreis unterstütze die FDP den CDU- Landratskandidaten. Ich hatte der FDP noch in der Woche vor Wahl gesagt, sie könnte an unserem Erfolg noch teilhaben, wenn diese eine entsprechende Erklärung für Johannes Mans gibt. Aber obwohl gerade die FDP solche Erfolge dringend bräuchte, wurde das Angebot durch deren Passivität defakto ausgeschlagen.
Zwischenzeitlich hatte auch Bernd Eric Hoffmann von der UWG - lange bevor wir unseren Kandidaten hatten - angekündigt, dass er Bürgermeister werden wolle und hatte dafür die Unterstützung der Grünen gewonnen. Allerdings zögerte er nach ersten Presseauftritten als Kandidat plötzlich mit der Abgabe seiner Wahlunterlagen und stellte seine Kandidatur öffentlich lange Zeit in Frage. Den Grund für dieses Zögern hat er nie geliefert. Sein Wahlkampf mit Infoständen an den Samstagen war eher bescheiden, ohne Internet (keine Internetseite, kein Facebook, keine Nutzung der eigenen UWG- Seite) und nur an Freitagen öffentliche Treffen im Fraktionsraum der UWG sowie die mäßige Teilnahme an Diskussionen in einer kommunalpolitischen Facebookgruppe. Aber er hat am Ende mehr Stimmen bekommen, als UWG und Grüne zusammen im Rat haben und deutlich besser als Christian Viebach abgeschnitten.
Am 17. Juli 2017 schließlich war alles klar. Eine kleine Gruppe Radevormwalder beschloss, wir stellen Herrn Mans als unabhängigen Bürgermeisterkandidaten für Radevormwald auf. Wir wissen wer uns gegenübersteht, die große, mitgliederstarke Koalition (CDU und SPD) und ein weiterer Mitbewerber, der von zwei Gruppen (UWG und Grüne) unterstützt wird. Die AL hat nur 7% im Stadtrat und war entschlossen, eine Person aufzustellen und diese zu unterstützen, die spätestens in der Stichwahl 50 + X % der Stimmen bekommt. Es war ein besonders Gefühl an diesem Abend, was wir uns vornehmen, das schreibt Geschichte. Der kleine AL- David stellt sich dem CDU- SPD- Goliath entgegen und will seine Stadt retten. Man könnte dies im modernen Denglisch auch so nennen: David gegen Goliath relaoded. Bis Montag 27.07.2015 waren alle Wahlunterlagen komplett bei der Stadt und in der gleichen Woche wurden die drei Bürgermeisterkandidaten für Radevormwald zur Wahl zugelassen.
Von der Nominierung des von der AL unterstützten Bewerbers bis zur Wahl waren es weniger als 3 Monate oder 8 Wochen. In dieser Zeit musste es gelingen, Herrn Mans von einem Nobody zu einer bekannten Persönlichkeit in Radevormwald zu machen. Dabei ist das Ehepaar Ebbinghaus über sich hinaus gewachsen. Es mussten Flugblätter erstellt werden, Plakate gemacht werden, Texte verfasst werden und ein Terminkalender mit Herrn Mans ausgearbeitet werden, damit dieser von nun an auf möglichst vielen gesellschaftlichen Anlässen Präsenz zeigt.
Am 1. August 2015 eröffnete Altbürgermeister Friedel Müller mit einer von ihm moderierten Podiumsdiskussion im Gemeindehaus der selbststädigen evanglisch lutherischen Martini- Gemeinde den offiziellen Wahlkampf. Danach hieß es, jeden Samstag auf dem Markt am Infostand zu stehen, weitere öffentliche Termine wahrzunehmen (Marktkirche, THG) und eigene Veranstaltungen durchzuführen. Es war einfach toll zu sehen, wie gut Herr Mans auf dem Markt die Menschen ansprach und welche positiven Rückmeldungen wir bekamen. Im Wülfingmuseum, in Herkingrade, in Bergerhof und im Bürgerhaus stellte sich Herr Mans in eigenen Veranstaltungen den Fragen der Teilnehmer. Zusätzlich gab es zwei öffentlichen Telefonkonferenzen. Herr Mans besuchte Kultur- und Festveranstaltungen in Honsberg, Hahnenberg, Borbeck, Herkingrade oder er besuchte Gruppen und Initiativen, wie den Mittagstisch (die Radevormwalder Tafel für Bedrüftige). https://www.youtube.com/watch?v=tBigcTVixqM&list=PLYE3FxlSdO9XJ2W5_2SUvfu5ht4oRRMV_
Interessant ist welche Stilblüten der Wahlkampf brachte. Zum einen war da die plakative Dominanz von Christian Viebach, der unbedingt durchsetzen musste, dass seine Wichtigkeit die meisten Plakate bekommt. Zusätzlich hat er auch noch Großplakatflächen angemietet. Aber auf viele wirkte diese dominante Werbung erdrückend und es gab immer wieder Kommentare wie den, "ich kann die vielen Viebachs nicht mehr sehen". Als eine Frau bei der Podiumsdiskussion in der reformierten Kirche Herrn Viebach kritisierte, dass er wohl der König von Radevormwald werden wolle (22.August 2015), behaupteten Fans von Christian Viebach, diese Frau sei von der AL gekauft worden, um das zu sagen. Christian Viebach behauptete, er würde fast alle Haushalte in Radevormwald besuchen und hielt wohl auch jedes erfolglose Klingeln für einen Hausbesuch. Denn bei über 10.000 Haushalten bräuchte er 104 Tage rund um die Uhr um auch nur 15 Minuten in jedem Haushalt zu bleiben.
Erst am 27.8.15 brachte das Stadtnetz Radevormwald, eine lokale Internetszeitung, die Stalkingaffäre ins rollen. http://www.stadtnetz-radevormwald.de/article59706-2075.html . In den Medien wird die Wahlniederlage von Christian Viebach oft mit dieser Affäre in Verbindung gebracht. Aber das stimmt nur bedingt. Die AL hatte auch vor der Affäre die Absicht zu gewinnen und die Briefwahlstimmen, von denen viele noch vor Bekanntwerden der Affäre abgegeben wurden, brachten ebenfalls Herrn Mans auf die erste Position. Ebenso gab es in den sozialen Netzwerken, wie Facebook schon vorher sehr viel Zustimmung zu Herrn Mans. Er hätte spätestens in der Stichwahl gewonnen. Durch die Affäre wurde dieser Wahlsieg lediglich in den ersten Wahlgang vorgezogen. Es waren einfach zu viele davon überzeigt, dass die CDU und die SPD auf das falschen Pferd gesetzt haben und die Mehrzahl der Menschen in Radevormwald, die noch als Wähler am politischen Leben teilnehmen, waren froh, dass die AL es geschafft hat, ihnen diese Alternative zu bieten. Deshalb war auch die Stimmung im Bürgerhaus nach der Wahl sehr heiter und entspannt. Natürlich gab es einige Groko- Anhänger, die es nicht fassen können, aber es gab auch viele Mitglieder und Anhänger von CDU und SPD, die heimlich in Richtung AL "Danke" flüsterten, wenn sie meinten, von keinem Parteikollegen gesehen oder gehört zu werden.
Hochmut kommt vor dem Fall. Die Junge Union hatte am Wahlsonntags früh morgens gepostet: "Heute wird Christian Viebach Bürgermeister....." und auf dem Markt hatte die CDU schon ein Festzelt aufstellen lassen, in dem der Sieg gefeiert werden sollte. Dieses Zelt stand aber abends verlassen da, nur eine kleine Schar sehr glücklicher und fröhlicher Mitglieder und Anhänger der AL zog mit ihrem Kandidaten an dem Zelt vorbei in den "Stadtgraben", um dort um einen größeren Tisch herum sitzend den Wahlsieg zu feiern. Bezogen auf den Fußball ist das so, als ob Luxemburg Europameister wurde und Deutschland im Finale geschlagen hat.
---Danken möchte ich nochmal Herrn Mans, dass er das Wagnis auf sich genommen hat.
----Danken möchte ich Frau Mans, dass diese ihrem Mann die Kandidatur erlaubt hat. Sie muss schließlich auch sehr viel aufgeben für diesen Wohnortwechsel.
-----Danken möchte ich dem Ehepaar Ebbinghaus, ohne deren Initiative es nie die Anzeige gegeben hätte und die zeitlich die Hauptlast getragen haben.
----Danken möchte ich Christopher Ebbinghaus, der sehr viel im Hintergrund mitgearbeitet hat (Internetseite, Layout, Fotos.....).
----Danken möchte ich Konrad Betz, der mit Rat und Tat zur Seite stand und in den sozialen Netzwerken sehr aktiv war.
----Danken möchte ich allen AL- Mitgliedern, die das ihnen mögliche getan haben, damit diese Wahl möglich wurde und an Infoständen aushalfen, vor allem das Ehepaar Strukmeier, das Ehepaar Michalides und Ursula Schaub.
----Und danken möchte ich allen, die beim Flugblattverteilen geholfen haben.
----Ein besonderer Dank gilt Altbürgermeister Friedel Müller, der sich im Bürgerhaus und per Anzeige im Heimatanzeiger für Herrn Mans ausgesprochen hat.
----Danke auch allen, die nach ihren Möglichkeiten als Multiplikator gewirkt haben. Denn der Heimatanzeiger hatte es nicht geschafft, die Flugblätter in die Zeitung einzulegen.
----Danken möchte ich allen, denen Radevormwalds Zukunft nicht gleichgültig ist und die sich zu ihren Wahllokalen aufgemacht haben, um mit ihrem Stimmkreuz etwas für Radevormwald zu bewirken.
Am 13.9.15 wurde in Radevormwald Geschichte geschrieben. Das ich sowas mal erleben werde und daran maßgeblich beteiligt bin, davon hätte ich vor einem Jahr nicht mal zu träumen gewagt. Die AL hat eine tolle Teamarbeit geleistet.
Es schien in dem kleinen Städtchen Radevormwald in Nordrhein Westfalen eine gemachte Sache zu werden. CDU und SPD haben es im Frühjahr 2015 verkündet. Beide werden mit dem CDU- Ortsverbandsvorsitzenden Christian Viebach als Bürgermeisterkandidat in den Wahlkampf ziehen. Das die CDU Herrn Viebach aufstellen würde war klar. Er hatte sich seit 2009 zur zentralen Figur der CDU aufgebaut. Ziel der AL war es immer, dem Herrn Viebach, an dessen Eignung für das Bürgermeisteramt große Zweifel bestanden, einen gemeinsamen Kandidaten aller anderen Parteien entgegen zu stellen. Hier meine persönlich mit Herrn Viebach gemachten Erfahrungen: http://viertuerme.blogspot.de/2015/07/radevormwald-darf-nicht-zum-viebach-tal.html
Aber im März 2015 ließ der SPD Ortsverbandsvorsitzende Dietmar Stark die Katze aus dem Sack, die SPD wird die CDU unterstützen. http://www.cdu-radevormwald.de/index.php?ka=1&ska=2&idn=260
Von der Sache her nicht überraschend. Denn schon oft hatten in den Monaten vorher SPD- Mitglieder in Sitzungen der kommunalen Gremien erklärt, "Für uns spricht heute der Herr Viebach". Ich war dabei, wie Rolf Ebbinghaus einige Zeit vorher Herrn Stark fragte, wie es denn um den gemeinsamen Kandidaten von CDU und SPD stehe. Herr Stark wiegelte ab, wenn die SPD im Rat mit der CDU zusammenarbeite heiße das nach lange nicht, dass die SPD einen CDU- Bewerber unterstütze. Rückblickend habe ich da den Eindruck, wenn man schon rot ist, kann man lügen ohne rot zu werden.
Im Vorfeld der Nominierung von Herrn Viebach war die FDP sehr vorbildlich aktiv und hatte eine kompetente Frau gefunden, die die FDP Herrn Viebach entgegen stellen wollte. Zusammen mit Herrn Stark besuchte die FDP die Frau, bekamen aber von dem SPD- Chef nur hinhaltende Aussagen. Es schien ihm wohl schon klar zu sein, wen er und die SPD unterstützen sollten. Leider wollte die Frau, die die FDP gefunden hatte, unbedingt von einer großen Partei unterstützt werden. Sie wollte sich nicht alleine auf die FDP, sowie Grüne, UWG und AL stützen und sagte dann die Kandidatur ab. Die FDP stellte dann auch weitere Aktivitäten ein. Bis heute ist mir unklar, ob die SPD- Basis von ihrem Vorsitzenden darüber informiert wurde, dass es eine Alternative zu Christian Viebach gibt. Nach dem von der FDP und AL alle Versuche gescheitert waren, die Frau doch noch zur Kandidatur zu bewegen, startet ich noch einen eignen Versuch, der auch keinen Erfolg hatte.
Die AL beschloss darauf, nicht aufzugeben. Es wurde im April 2015 eine Anzeige geschaltet und dazu ein Text ins Internet gestellt. Hier die Kopie dieses Textes auf meinem Blog: http://viertuerme.blogspot.de/2015/04/al-sucht-burgermeisterin-fur.html . Anfangs waren die Reaktionen sehr schleppend. Da nicht jeder, der Bürgermeister werden könnte, ständig solche Anzeigen sucht und viele Bürgermeisterkandidaten irgendwo politisch aktiv sind, habe ich es nicht bei der Anzeige belassen, sondern ich habe alle meine Verteiler angeschrieben und habe Facebook nach Stichworten durchsucht und auf den Seiten von Parteien und Wählergruppen einen Kommentar geschrieben oder eine Nachricht abgesendet. Dabei bin ich die Seiten von CDU, CSU, SPD, FDP, Liberale Demokraten, Neue Liberale, Die Linke, UWG, FWG, Freie Wähler, Grüne, ÖDP, Tierschutzpartei, Familienpartei, kleine christliche Parteien, etc. durchgegangen. Da bei jeder Bürgermeisterwahl nur eine Person ein Amt bekommt, geht die Mehrzahl der Bewerberinnen und Bewerber leer aus. Eine Wahlniederlage alleine sagt ja nichts über die Qualitäten eines Bewerbers aus. Wahrscheinlich habe ich durch diese Aktivitäten die Freien Wähler in der Region Bitburg erreicht, die Herrn Mans auf unsere Bürgermeistersuche aufmerksam machten.
Nachdem lange Zeit nichts passierte und sich auf Facebook schon einige über die Bürgermeistersuche der AL lustig machten, meldeten sich plötzlich gleich zwei Bewerber mit einem interessanten Profil. Am 21. und 22.6. hatte die AL jeweils einen Bewerber ins Haus Hammerstein eingeladen. Auch die FDP war an beiden Tagen mit je zwei Personen vertreten. Da die FDP als einzige Gruppe selber nach einen Kandidaten gesucht hatte, wollten wir denen die Möglichkeit geben, sich von Anfang an bei uns mit einzubringen.
Am Samstag kam ein Franke. Er hatte die Anzeige gelesen und sich mit sehr guten Zeugnissen und Qualifikationen beworben. Er machte einen so guten Eindruck auf die AL- Mitglieder, dass wir dachten, der arme Kerl, der Morgen kommt, der schmeißt seine Zeit zum Fenster raus.
Aber dann kam am Sonntag der Herr Johannes Mans und stellte sich so überzeugend dar, dass es uns sehr schwer viel, eine Entscheidung zwischen beiden Bewerbern zu fällen. Ausschlaggebend war am Ende die soziale und unternehmerische Kompetenz, die Herr Mans im Laufe seiner Karriere erworben hat.
Leider hat die FDP sich kurz nach diesen Bewerbungsgesprächen aus allem ausgeklingt und öffentlich verkündet, sie sei von keinen Bewerber überzeugt. Auch als kurz vor der Wahl die FDP einen neuen Vorstand wählte, konnte sich die FDP nicht dazu entschließen, in Radevormwald zur Bürgermeisterwahl Stellung zu beziehen. Im Kreis unterstütze die FDP den CDU- Landratskandidaten. Ich hatte der FDP noch in der Woche vor Wahl gesagt, sie könnte an unserem Erfolg noch teilhaben, wenn diese eine entsprechende Erklärung für Johannes Mans gibt. Aber obwohl gerade die FDP solche Erfolge dringend bräuchte, wurde das Angebot durch deren Passivität defakto ausgeschlagen.
Zwischenzeitlich hatte auch Bernd Eric Hoffmann von der UWG - lange bevor wir unseren Kandidaten hatten - angekündigt, dass er Bürgermeister werden wolle und hatte dafür die Unterstützung der Grünen gewonnen. Allerdings zögerte er nach ersten Presseauftritten als Kandidat plötzlich mit der Abgabe seiner Wahlunterlagen und stellte seine Kandidatur öffentlich lange Zeit in Frage. Den Grund für dieses Zögern hat er nie geliefert. Sein Wahlkampf mit Infoständen an den Samstagen war eher bescheiden, ohne Internet (keine Internetseite, kein Facebook, keine Nutzung der eigenen UWG- Seite) und nur an Freitagen öffentliche Treffen im Fraktionsraum der UWG sowie die mäßige Teilnahme an Diskussionen in einer kommunalpolitischen Facebookgruppe. Aber er hat am Ende mehr Stimmen bekommen, als UWG und Grüne zusammen im Rat haben und deutlich besser als Christian Viebach abgeschnitten.
Am 17. Juli 2017 schließlich war alles klar. Eine kleine Gruppe Radevormwalder beschloss, wir stellen Herrn Mans als unabhängigen Bürgermeisterkandidaten für Radevormwald auf. Wir wissen wer uns gegenübersteht, die große, mitgliederstarke Koalition (CDU und SPD) und ein weiterer Mitbewerber, der von zwei Gruppen (UWG und Grüne) unterstützt wird. Die AL hat nur 7% im Stadtrat und war entschlossen, eine Person aufzustellen und diese zu unterstützen, die spätestens in der Stichwahl 50 + X % der Stimmen bekommt. Es war ein besonders Gefühl an diesem Abend, was wir uns vornehmen, das schreibt Geschichte. Der kleine AL- David stellt sich dem CDU- SPD- Goliath entgegen und will seine Stadt retten. Man könnte dies im modernen Denglisch auch so nennen: David gegen Goliath relaoded. Bis Montag 27.07.2015 waren alle Wahlunterlagen komplett bei der Stadt und in der gleichen Woche wurden die drei Bürgermeisterkandidaten für Radevormwald zur Wahl zugelassen.
Von der Nominierung des von der AL unterstützten Bewerbers bis zur Wahl waren es weniger als 3 Monate oder 8 Wochen. In dieser Zeit musste es gelingen, Herrn Mans von einem Nobody zu einer bekannten Persönlichkeit in Radevormwald zu machen. Dabei ist das Ehepaar Ebbinghaus über sich hinaus gewachsen. Es mussten Flugblätter erstellt werden, Plakate gemacht werden, Texte verfasst werden und ein Terminkalender mit Herrn Mans ausgearbeitet werden, damit dieser von nun an auf möglichst vielen gesellschaftlichen Anlässen Präsenz zeigt.
Am 1. August 2015 eröffnete Altbürgermeister Friedel Müller mit einer von ihm moderierten Podiumsdiskussion im Gemeindehaus der selbststädigen evanglisch lutherischen Martini- Gemeinde den offiziellen Wahlkampf. Danach hieß es, jeden Samstag auf dem Markt am Infostand zu stehen, weitere öffentliche Termine wahrzunehmen (Marktkirche, THG) und eigene Veranstaltungen durchzuführen. Es war einfach toll zu sehen, wie gut Herr Mans auf dem Markt die Menschen ansprach und welche positiven Rückmeldungen wir bekamen. Im Wülfingmuseum, in Herkingrade, in Bergerhof und im Bürgerhaus stellte sich Herr Mans in eigenen Veranstaltungen den Fragen der Teilnehmer. Zusätzlich gab es zwei öffentlichen Telefonkonferenzen. Herr Mans besuchte Kultur- und Festveranstaltungen in Honsberg, Hahnenberg, Borbeck, Herkingrade oder er besuchte Gruppen und Initiativen, wie den Mittagstisch (die Radevormwalder Tafel für Bedrüftige). https://www.youtube.com/watch?v=tBigcTVixqM&list=PLYE3FxlSdO9XJ2W5_2SUvfu5ht4oRRMV_
Interessant ist welche Stilblüten der Wahlkampf brachte. Zum einen war da die plakative Dominanz von Christian Viebach, der unbedingt durchsetzen musste, dass seine Wichtigkeit die meisten Plakate bekommt. Zusätzlich hat er auch noch Großplakatflächen angemietet. Aber auf viele wirkte diese dominante Werbung erdrückend und es gab immer wieder Kommentare wie den, "ich kann die vielen Viebachs nicht mehr sehen". Als eine Frau bei der Podiumsdiskussion in der reformierten Kirche Herrn Viebach kritisierte, dass er wohl der König von Radevormwald werden wolle (22.August 2015), behaupteten Fans von Christian Viebach, diese Frau sei von der AL gekauft worden, um das zu sagen. Christian Viebach behauptete, er würde fast alle Haushalte in Radevormwald besuchen und hielt wohl auch jedes erfolglose Klingeln für einen Hausbesuch. Denn bei über 10.000 Haushalten bräuchte er 104 Tage rund um die Uhr um auch nur 15 Minuten in jedem Haushalt zu bleiben.
Erst am 27.8.15 brachte das Stadtnetz Radevormwald, eine lokale Internetszeitung, die Stalkingaffäre ins rollen. http://www.stadtnetz-radevormwald.de/article59706-2075.html . In den Medien wird die Wahlniederlage von Christian Viebach oft mit dieser Affäre in Verbindung gebracht. Aber das stimmt nur bedingt. Die AL hatte auch vor der Affäre die Absicht zu gewinnen und die Briefwahlstimmen, von denen viele noch vor Bekanntwerden der Affäre abgegeben wurden, brachten ebenfalls Herrn Mans auf die erste Position. Ebenso gab es in den sozialen Netzwerken, wie Facebook schon vorher sehr viel Zustimmung zu Herrn Mans. Er hätte spätestens in der Stichwahl gewonnen. Durch die Affäre wurde dieser Wahlsieg lediglich in den ersten Wahlgang vorgezogen. Es waren einfach zu viele davon überzeigt, dass die CDU und die SPD auf das falschen Pferd gesetzt haben und die Mehrzahl der Menschen in Radevormwald, die noch als Wähler am politischen Leben teilnehmen, waren froh, dass die AL es geschafft hat, ihnen diese Alternative zu bieten. Deshalb war auch die Stimmung im Bürgerhaus nach der Wahl sehr heiter und entspannt. Natürlich gab es einige Groko- Anhänger, die es nicht fassen können, aber es gab auch viele Mitglieder und Anhänger von CDU und SPD, die heimlich in Richtung AL "Danke" flüsterten, wenn sie meinten, von keinem Parteikollegen gesehen oder gehört zu werden.
Hochmut kommt vor dem Fall. Die Junge Union hatte am Wahlsonntags früh morgens gepostet: "Heute wird Christian Viebach Bürgermeister....." und auf dem Markt hatte die CDU schon ein Festzelt aufstellen lassen, in dem der Sieg gefeiert werden sollte. Dieses Zelt stand aber abends verlassen da, nur eine kleine Schar sehr glücklicher und fröhlicher Mitglieder und Anhänger der AL zog mit ihrem Kandidaten an dem Zelt vorbei in den "Stadtgraben", um dort um einen größeren Tisch herum sitzend den Wahlsieg zu feiern. Bezogen auf den Fußball ist das so, als ob Luxemburg Europameister wurde und Deutschland im Finale geschlagen hat.
---Danken möchte ich nochmal Herrn Mans, dass er das Wagnis auf sich genommen hat.
----Danken möchte ich Frau Mans, dass diese ihrem Mann die Kandidatur erlaubt hat. Sie muss schließlich auch sehr viel aufgeben für diesen Wohnortwechsel.
-----Danken möchte ich dem Ehepaar Ebbinghaus, ohne deren Initiative es nie die Anzeige gegeben hätte und die zeitlich die Hauptlast getragen haben.
----Danken möchte ich Christopher Ebbinghaus, der sehr viel im Hintergrund mitgearbeitet hat (Internetseite, Layout, Fotos.....).
----Danken möchte ich Konrad Betz, der mit Rat und Tat zur Seite stand und in den sozialen Netzwerken sehr aktiv war.
----Danken möchte ich allen AL- Mitgliedern, die das ihnen mögliche getan haben, damit diese Wahl möglich wurde und an Infoständen aushalfen, vor allem das Ehepaar Strukmeier, das Ehepaar Michalides und Ursula Schaub.
----Und danken möchte ich allen, die beim Flugblattverteilen geholfen haben.
----Ein besonderer Dank gilt Altbürgermeister Friedel Müller, der sich im Bürgerhaus und per Anzeige im Heimatanzeiger für Herrn Mans ausgesprochen hat.
----Danke auch allen, die nach ihren Möglichkeiten als Multiplikator gewirkt haben. Denn der Heimatanzeiger hatte es nicht geschafft, die Flugblätter in die Zeitung einzulegen.
----Danken möchte ich allen, denen Radevormwalds Zukunft nicht gleichgültig ist und die sich zu ihren Wahllokalen aufgemacht haben, um mit ihrem Stimmkreuz etwas für Radevormwald zu bewirken.
Am 13.9.15 wurde in Radevormwald Geschichte geschrieben. Das ich sowas mal erleben werde und daran maßgeblich beteiligt bin, davon hätte ich vor einem Jahr nicht mal zu träumen gewagt. Die AL hat eine tolle Teamarbeit geleistet.
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