Erstaunt war ich, als ich in der Beilage der Rheinischen Post / Bergischen Morgenpost zur "Nacht der Industrie" vom 6.10.18 folgendes las: "50% von dem, was in die Müllverbrennungsanlage Krefeld angeliefert wird besteht aus biogenen Materialien, wie Holz, Papier, Textilien und Gartenabfällen. Als erneuerbare Energieträger leisten Sie vor Ort ihren Beitrag zur Energiewende."
Die Rechnung ist leider zu einfach. Denn da wird keine Energie gespart, sondern es werden im Feuer Substanzen vernichtet, die recycelt werden können. Biologische Stoffe kann man biologisch behandeln und so wertvollen Boden schaffen, der energieintensiven Dünger ersetzt.
Die anderen 50%, die hier verbrannt werden, dürften Kunststoffe und andere Abfälle sein. Je nach Wassergehalt sind biogene Abfälle eine Belastung für die Verbrennung. Denn das Wasser verbrennt nicht, schluckt aber, wenn es erhitzt wird viel Energie. Das gleiche gilt für Metalle und Steingut im Abfall.
Die ganzen Stoffe, die hier verbrannt werden müssen unter Energieeinsatz neu produziert werden. Verhindert die Müllverbrennung Recycling, darf man nicht auf das kleine Energievolumen schauen, dass man aus der MVA gewinnt, sondern man muss auf die verhinderte Energieeinsparung aus Recycling schauen. Und da die Kunststoffe größten Teils aus Kohle, Öl und Gas gewonnen wurden, werden hier indirekt sehr viele fossile Energieträger verbrannt. Müllverbrennung ist daher ein Klimaproblem.
Kommt hinzu, dass aus vielen harmlosen Substanzen in der MVA schlimme Gifte erzeugt werden. Im besten Fall werden die aus dem Abgas gefiltert, was aber Sondermüll erzeugt, der so sicher wie Atommüll gelagert werden müsste. Und wer sich an den Kieselrot-Skandal erinnert, weiß, dass Gifte in Verbrennungsschlacken, wenn die der Verwitterung ausgesetzt werden, nicht dauerhaft innert (feste gebunden) sind.
Es kann keine Energiewende ohne die Rohstoffwende geben. Aber leider wird seit Jahrzehnten das von einem Umweltmediziner aus Nordrhein Westfalen entworfene Kryo-Recycling für E-Schrott und Kunststoffe nicht umgesetzt (auch der FCKW- freie Kühlschrank geht auf diese dafür mit den Verdienstkreuz ausgezeichnete Person zurück, da hatte die einmal Erfolg).
Angesichts der Feinstaub-Debatte wundert es mich, dass man nicht die Feinstäube der Müllverbrennung diskutiert. Leider werden Feinstäube oft nur nach der Partikelgröße klassifiziert und nicht nach deren Zusammensetzung und Herkunft. Und was da aus der MVA kommt, dürfte viel brisantere Moleküle enthalten, als Dieselfeinstaub. Es wäre schön, wenn die Industrie nicht nur eine Nacht die Tore öffnet und gemäß der Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums im Grundgesetz den Umweltschutz und die Zukunftsvorsorge zum obersten Prinzip allen Handelns und aller Lobbyarbeiten machen würde.
Abs.
Felix Staratschek
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42477 Radevormwald
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