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Unter den Übermütigen ist immer Streit; aber Weisheit ist bei denen, die sich raten lassen. (Sprüche 13:10)
Liebe Freundinnen und Freunde von ChristenStehenAuf,
am
12. Juni lädt der Brockhaus Verlag zu einer Buchvorstellung nach Berlin
ein, die für Kirche und Diakonie von besonderer Brisanz und
Dringlichkeit ist. Wir freuen uns, Ihnen diese Einladung hiermit
weiterreichen zu können – und bitten Sie zugleich, diese Einladung gerne
auch in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie insbesondere im
kirchlichen Umfeld weiterzugeben.
In diesem Newsletter informieren wir Sie über das neue Buch und werfen zudem einen Blick zurück auf die Debatte im Deutschen Pfarrerblatt, die einen Teil der Vorgeschichte bildet.
1. Buchveröffentlichung: „Angst, Glaube, Zivilcourage“
Im Juni 2025 erscheint das Buch „Angst, Glaube, Zivilcourage – Folgerungen aus der Corona-Krise“. Es versteht sich als Impulsgeber für die dringend notwendige demokratische Debatte und möchte insbesondere Kirche und Diakonie dazu ermutigen, sich der Aufarbeitung der Pandemiezeit zu stellen. Es geht den Herausgebern, Thomas A. Seidel und Sebastian Kleinschmidt, darum, »Inventur« zu machen, der Demokratie einen Dienst zu erweisen und dabei in Kirche und Diakonie hineinzuwirken. So vereinen sie in diesem Band Beiträge renommierter Fachleute, die die Pandemie, ihre Folgen und die gesellschaftlichen Reaktionen aus vielfältigen Blickwinkeln beleuchten. Im Fokus stehen die Analyse von Angstmechanismen, politische und mediale Fehleinschätzungen sowie die Rolle kirchlicher Institutionen. Ziel ist eine faktenbasierte, offene und zukunftsorientierte Auseinandersetzung.
Zu den Autorinnen und Autoren zählen unter anderem der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier, der Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr, der frühere Leiter der Virologie an der Charité Detlev H. Krüger, Ministerpräsidentin a.D. Christine Lieberknecht, Bundesministerin a.D. Kristina Schröder, der Kolumnist Alexander Kissler, die Rechtswissenschaftlerin Frauke Rostalski, der Lungenfacharzt Thomas Voshaar (Bethanien/Moers) und viele weitere namhafte Stimmen.
Zwei Beiträge aus dem Deutschen Pfarrerblatt von Dorothea Wendebourg (8/24) und von Wichard von Heyden (6/25 – erscheint dort etwa zeitgleich), bilden den Abschluss.
2. Einladung zur Buchvorstellung mit Armin Laschet
Ein besonderes Signal setzt die Buchvorstellung am 12. Juni 2025 in Berlin: Armin Laschet, ehemaliger Ministerpräsident und CDU-Vorsitzender, begleitet die Veranstaltung. Seine Teilnahme unterstreicht die politische Relevanz der Debatte, zumal er maßgeblich an vielen Entscheidungen der Coronazeit beteiligt war.
Podiumsdiskussion zur Buchvorstellung:
Datum: Donnerstag, 12. Juni 2025
Ort: Berlin (Veranstaltungshinweise finden Sie unter diesen Link.)
- 16:00 Uhr – Einlass & Gelegenheit für O-Töne für Journalisten
- 16:30 Uhr – Diskussion
- 17:30 Uhr – Networking mit Finger Food & erneute Gelegenheit für O-Töne
- 18:00 Uhr – Ende der Veranstaltung
Moderation: Dr. Thomas A. Seidel
Diskussionsteilnehmer:
Armin Laschet, Dr. Kristina Schröder, Dr. med. Thomas Voshaar, Prof.
Dr. theol. Dorothea Wendebourg, Prof. Dr. med. Detlev H. Krüger
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
3. Die Vorgeschichte in der Debatte im Deutschen Pfarrerblatt
Im August 2024 eröffnete die Kirchenhistorikerin Prof. Dorothea Wendebourg im Deutschen Pfarrerblatt die Debatte über die Rolle der Kirchen während der Pandemie. Ihre kirchengeschichtliche Vergleichspunkte sind frühere Pestepidemien und die damaligen Reaktionen der Kirchen und des Staates. Nie zuvor ist es Kirchen oder dem Staat in den Sinn gekommen, die seelische Stärkung durch Verkündigung, Eucharistie und Seelsorge grundsätzlich einzuschränken. Wendebourgs Frage oder auch ihr Verdacht ist: »Haben die Kirchen deshalb nicht um Gottesdienst und Seelsorge gekämpft, weil sie ihrer eigenen Arznei nicht mehr viel zutrauen? Das wäre freilich ein Defizit, das weit schwerer wöge als mangelnde Relevanz für ein gesellschaftliches System. Es wäre die Irrelevanz in sich selbst«.
Wichard von Heyden nahm im Januar 2025 die kirchliche Debatte zur Corona-Aufarbeitung erneut auf und unterstrich die Brisanz der sogenannten RKI-Files („Corona-Leaks“), die aus seiner Sicht eine grundlegende Neubewertung der Pandemiepolitik verlangen. In einer im Pfarrerblatt (4/25) veröffentlichten, nicht online zugänglichen Replik widersprach von Heyden der gängigen Ausrede, man habe es „nicht besser wissen können“: Die relevanten Daten und Erkenntnisse seien öffentlich verfügbar gewesen und hätten differenzierte, weniger einschneidende Maßnahmen ermöglicht. Besonders schwer wiegt für ihn, dass der Nationale Pandemieplan nicht beachtet und interne Erkenntnisse des RKI verschwiegen oder verdreht wurden.
Günter Renz, Pfarrer i.R., warf von Heyden in einem ausführlichen Gegenartikel (4/25) vor, die Coronazeit zu verzeichnen. Renz betont, die Pandemie habe zu einer erheblichen Übersterblichkeit geführt und viele Maßnahmen seien trotz Unsicherheiten notwendig gewesen. Er warnt vor einer Relativierung der Gefährlichkeit von Covid-19 und fordert eine differenzierte, wissenschaftlich fundierte Bewertung. Renz hält von Heydens Zitate aus den RKI-Protokollen für nicht korrekt und verweist auf die Komplexität der Lage. Auch beim Thema Laborursprung mahnt er zur Zurückhaltung und fordert, Verschwörungstheorien nicht Vorschub zu leisten.
Allerdings erfährt er in den Kurzkommentaren unter dem Artikel in der online-Version inhaltlich gewichtigen Widerspruch: Prof. Dr. Detlev H. Krüger (ehemaliger Chefvirologe der Charité, Vorgänger von Christian Drosten) zieht das Fazit, er könne sich der »Kritik (..) nur sehr bedingt anschließen«. PD Dr. theol. Matthias Gockel kritisiert, dass Renz den Vorwurf der Einseitigkeit erhebt, selbst aber für viele eigene Behauptungen keine Belege liefert, etwa zur Übersterblichkeit. Zudem weist Gockel darauf hin, dass von Heyden korrekt aus den RKI-Protokollen zitiert und wesentliche Fragen stellt, die Renz jedoch unbeantwortet lässt.
Der für Juni angekündigte zweite Teil des Beitrags von Wichard von Heyden wird zugleich das abschließende Kapitel des neuen Corona-Buches bilden. Im Mittelpunkt seines Artikels steht eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von Angst und autoritären Ausnahmezuständen während der Pandemie – insbesondere im Hinblick auf das Verhalten der Kirchen. Sein Plädoyer: Nie wieder dürfen Angst und Konformismus das kirchliche Handeln bestimmen – stattdessen braucht es kritische Solidarität, Transparenz und echte Seelsorge, gerade in Zeiten der Krise.
Für die Kirche besonders kritisch: Sie habe sich nicht an der neuen Wirklichkeit Jesu Christi orientiert, sondern an einem auf Carl Schmitt zurückzuführenden Ausnahmezustand, der dann zum »Neuen Normal« wurde. Das ist es, was v. Heyden fordert: »Nie wieder ein ›Neues Normal‹!« Stattdessen Rückbesinnung der Kirche auf ihren messianischen Auftrag.
Im Blick auf die Debatte im Deutschen Pfarrerblatt fällt auf, dass es offenbar nicht leicht ist, eine fundierte Gegenposition zu den von Wendebourg und v. Heyden vertretenen Standpunkten zu entwickeln. Immerhin gab es innerhalb des Pfarrerverbandes einige Stimmen, die sich gegen die Veröffentlichung dieser Beiträge ausgesprochen haben. Dem Schriftleiter gebührt Anerkennung dafür, dass er – trotz aller Widerstände – die Unabhängigkeit des Blattes gewahrt und die Veröffentlichung ermöglicht hat. Die Kritiker hingegen haben sich bislang schwergetan, substanzielle Argumente vorzubringen. Vielleicht wird sich das noch ändern – wünschenswert wäre es allemal. Denn nur im offenen Gespräch, nur durch eine lebendige Debatte können wir die notwendige Aufarbeitung und die Suche nach Wahrheit so gestalten, dass daraus echte Erkenntnisgewinne erwachsen. Diese wiederum kommen stets allen Beteiligten eines gut geführten Diskurses zugute. Wir bleiben hoffnungsvoll …
Am Ende muss es auch um Versöhnung gehen. Dafür aber ist eine schonungslose Aufklärung und gemeinsame neue Erkenntnis die notwendige Bedingung.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Team von ChristenStehenAuf.de
Kurzer Hinweis auf Seminare
Liebe Freunde,
gerne
möchten wir Sie auch auf spannende und tiefgreifende Seminare im
Geistlichen Rüstzentrum Krelingen zum Thema, Stimme und
Vortragskompetenz und emotionale Resilienz stärken, hinweisen. Die
Referenten sind nicht nur fachlich hervorragend qualifiziert, sondern
auch im Glauben verwurzelt. In der Corona-Zeit haben sie – wie viele von
uns – die Auswirkungen der Maßnahmen und Einschränkungen deutlich
gespürt, was uns inhaltlich besonders verbunden hat. Für die Seminare
sind noch Plätze frei – eine herzliche Einladung zur Teilnahme! >> Zu den Seminaren
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