Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)
Die Katastrophe von Fukushima
Am 11. März 2011 ereignet sich vor der Küste Japans ein Erdbeben der Stärke 9,0. Zusätzlich überrollt ein dadurch ausgelöster Tsunami die Japanische Küste, tötet Tausende Menschen und hinterlässt unglaubliche Verwüstungen. In der Folge überschlagen sich die Meldungen aus mehreren Japanischen Atomkraftwerken. Besonders schlimm getroffen ist die Anlage Fukushima- Daiichi I, die über 6 Reaktoren verfügt. Die Stromversorgung ist unterbrochen, die Notstromaggregate laufen nur kurze Zeit und die Kühlung der zwischenzeitlich abgeschalteten Reaktoren kann nur noch mit Strom aus einer Notfallbatterie betrieben werden.
Es gelingt nicht rechtzeitig die Kühlung zu stabilisieren, mehrere Explosionen zerstören in den folgenden Tagen die äußeren Reaktorgebäude. In drei Reaktoren droht die Kernschmelze. Verzweifelt versuchen Helfer die Reaktoren von außen mit Meerwasser zu kühlen. Es treten erhebliche Mengen Radioaktivität aus.
Die ersten Tage treibt der Wind die radioaktive Wolke über den Pazifik. In den folgenden Tagen gelingt es nicht die Situation unter Kontrolle zu bekommen, die Lage spitzt sich zu. Nur zögerlich werden Informationen über die tatsächliche Situation bekanntgegeben, die bislang abgestrittene partielle Kernschmelze eingestanden. Beobachter sprechen von einem längst eingetretenen Super-GAU.
Der Ballungsraum um Tokio liegt ca. 250 Kilometer weiter südlich, ein Drehen des Windes in diese Richtung wäre verheerend. Dort leben rund 34,5 Millionen Menschen. Eine Evakuierung wäre faktisch unmöglich. Auch im High-Tech Land Japan gelingt es nicht Atomkraft sicher zu beherrschen. Wie steht es um die „Sicherheitskultur“ der Atombranche? Durch einen Briefwechsel zwischen Tepco und der japanischen Atom- Aufsichtsbehörde lässt sich belegen, dass der Betreiber bereits am 28. Februar – also mehr als zwei Wochen vor dem Erdbeben zugab –, insgesamt 33 Ausrüstungsgegenstände im Atomkraftwerk nicht überprüft zu haben. Darunter auch ein Motor und ein Notstromaggregat im Reaktorblock 1 der Anlage. Der Ausfall der Notstromversorgung gilt als Ursache für das Reaktor-Unglück. Tepco bekam bis zum 2. Juni Zeit, einen Korrekturplan auszuarbeiten. Am 2. März teilte die Behörde mit, dass die ausgefallene Inspektion kein Sicherheitsrisiko für das aus den 1970er Jahren stammenden Atomkraftwerk darstelle . Der stellvertretende Behördenchef Hidehiko Nishiyama sagte, ihm sei der Schriftverkehr mit Tepco nicht bekannt. Er könne nicht sagen, ob die unterlassenen Kontrollen das Reaktor-Unglück verschärft haben könnten.
Was in den Folgetagen über frühere Fehler und Vertuschungen bekannt wird, erschüttert das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Betreiberfirma zutiefst. Dies ist leider nur ein Beispiel von vielen, wie mit geltenden Sicherheitsbestimmungen umgegangen wird. Weltweit, auch in deutschen AKWs, werden immer wieder Vorfälle verharmlost, vertuscht oder erst zu spät gemeldet. So auch in Deutschland. Bei einer Wasserstoffexplosion im AKW Brunsbüttel (14. Dezember 2001) beispielsweise wurde erst drei Tage später die zuständige Aufsichtsbehörde informiert. Diese gab sich mit der gemeldeten „spontanen Dichtungsleckage“, der harmlosesten Variante im Störfallszenario, nicht zufrieden. Erst nach langen Diskussionen und massivem Druck lenkte der Betreiber ein und war bereit den Reaktor, zwei Monate nach dem Unfall, herunterzufahren und eine Sonderinspektion zu erlauben. Die „spontane Dichtungsleckage“ erwies sich als Explosion einer Rohrleitung im Sicherheitsbehälter. Die Anlage wurde sofort ganz abgeschaltet. Der Betreiber hätte mit der Inspektion bis zum regulären Revisionstermin im Mai gewartet.
Leider stehen immer wieder finanzielle Interessen über Fragen der Sicherheit. Gerade die Annahme höchster Sicherheitsvorkehrungen macht oft sorglos im Umgang mit scheinbar harmlosen Fehlern und Störfällen. Mögliche Risiken werden heruntergespielt um Vorsorge-Kosten niedrig zu halten. Gewinnmaximierung geht oft vor, vermeintlich unnötiger, Risikominimierung. Die Entscheidungsgewalt liegt nicht bei den Technikern und Ingenieuren, sondern dem kaufmännischen Management. Absolute Fehlerfreiheit liegt nicht in der Natur des Menschen.
Sind die Risiken der Atomkraft beherrschbar?
Menschen machen Fehler, das liegt in ihrer Natur. Wer könnte von sich selbst behaupten noch nie einen Fehler gemacht zu haben? Wem ist nie etwas misslungen? Ein Sicherheitskonzept kann nur so gut geplant sein, wie die erwarteten Fehlerquellen es nötig machen. Die Geschichte der Kernkraft und ihrer Unfälle zeigt: Unglücke geschehen durch unerwartete Ereignisse. Oft einfachste Zufälle führen, durch eine unerwartete Verkettung von Ursachen, zu katastrophalen Unfällen.
Japan liegt technisch mit an der Weltspitze. Es ist bekannt für seine hervorragenden Ingenieure und seinen hohen Qualitätsstandard. Gerade in Punkto Erdbebensicherheit gelten dort hohe Anforderungen. Dennoch führt hier eine, eigentlich erwartete, Naturkatastrophe zum Versagen aller Sicherheitssysteme. Dies macht deutlich, wie unzureichend der Mensch tatsächliche Risiken einplanen und beherrschen kann. Fukushima macht deutlich welche Gefahren selbst von einem heruntergefahrenem Atomkraftwerk ausgehen können. Die Brennelemente müssen noch auf Jahre hinaus gekühlt werden um ein Überhitzen zu verhindern. Dafür muss eine kontinuierliche Stromversogung der Anlage sichergestellt sein. Im Krisenfall, z. B. nach Naturkatastrophen, kann es hier schnell zu Problemen kommen. Nie lassen sich sämtliche Risiken ausschalten. Die Atomtechnik, angewiesen auf 100% Fehlerfreiheit, ist angesichts der möglichen Folgen eines Unfalls nicht vertretbar.
Die Katastrophe von Fukushima
Am 11. März 2011 ereignet sich vor der Küste Japans ein Erdbeben der Stärke 9,0. Zusätzlich überrollt ein dadurch ausgelöster Tsunami die Japanische Küste, tötet Tausende Menschen und hinterlässt unglaubliche Verwüstungen. In der Folge überschlagen sich die Meldungen aus mehreren Japanischen Atomkraftwerken. Besonders schlimm getroffen ist die Anlage Fukushima- Daiichi I, die über 6 Reaktoren verfügt. Die Stromversorgung ist unterbrochen, die Notstromaggregate laufen nur kurze Zeit und die Kühlung der zwischenzeitlich abgeschalteten Reaktoren kann nur noch mit Strom aus einer Notfallbatterie betrieben werden.
Es gelingt nicht rechtzeitig die Kühlung zu stabilisieren, mehrere Explosionen zerstören in den folgenden Tagen die äußeren Reaktorgebäude. In drei Reaktoren droht die Kernschmelze. Verzweifelt versuchen Helfer die Reaktoren von außen mit Meerwasser zu kühlen. Es treten erhebliche Mengen Radioaktivität aus.
Die ersten Tage treibt der Wind die radioaktive Wolke über den Pazifik. In den folgenden Tagen gelingt es nicht die Situation unter Kontrolle zu bekommen, die Lage spitzt sich zu. Nur zögerlich werden Informationen über die tatsächliche Situation bekanntgegeben, die bislang abgestrittene partielle Kernschmelze eingestanden. Beobachter sprechen von einem längst eingetretenen Super-GAU.
Der Ballungsraum um Tokio liegt ca. 250 Kilometer weiter südlich, ein Drehen des Windes in diese Richtung wäre verheerend. Dort leben rund 34,5 Millionen Menschen. Eine Evakuierung wäre faktisch unmöglich. Auch im High-Tech Land Japan gelingt es nicht Atomkraft sicher zu beherrschen. Wie steht es um die „Sicherheitskultur“ der Atombranche? Durch einen Briefwechsel zwischen Tepco und der japanischen Atom- Aufsichtsbehörde lässt sich belegen, dass der Betreiber bereits am 28. Februar – also mehr als zwei Wochen vor dem Erdbeben zugab –, insgesamt 33 Ausrüstungsgegenstände im Atomkraftwerk nicht überprüft zu haben. Darunter auch ein Motor und ein Notstromaggregat im Reaktorblock 1 der Anlage. Der Ausfall der Notstromversorgung gilt als Ursache für das Reaktor-Unglück. Tepco bekam bis zum 2. Juni Zeit, einen Korrekturplan auszuarbeiten. Am 2. März teilte die Behörde mit, dass die ausgefallene Inspektion kein Sicherheitsrisiko für das aus den 1970er Jahren stammenden Atomkraftwerk darstelle . Der stellvertretende Behördenchef Hidehiko Nishiyama sagte, ihm sei der Schriftverkehr mit Tepco nicht bekannt. Er könne nicht sagen, ob die unterlassenen Kontrollen das Reaktor-Unglück verschärft haben könnten.
Was in den Folgetagen über frühere Fehler und Vertuschungen bekannt wird, erschüttert das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Betreiberfirma zutiefst. Dies ist leider nur ein Beispiel von vielen, wie mit geltenden Sicherheitsbestimmungen umgegangen wird. Weltweit, auch in deutschen AKWs, werden immer wieder Vorfälle verharmlost, vertuscht oder erst zu spät gemeldet. So auch in Deutschland. Bei einer Wasserstoffexplosion im AKW Brunsbüttel (14. Dezember 2001) beispielsweise wurde erst drei Tage später die zuständige Aufsichtsbehörde informiert. Diese gab sich mit der gemeldeten „spontanen Dichtungsleckage“, der harmlosesten Variante im Störfallszenario, nicht zufrieden. Erst nach langen Diskussionen und massivem Druck lenkte der Betreiber ein und war bereit den Reaktor, zwei Monate nach dem Unfall, herunterzufahren und eine Sonderinspektion zu erlauben. Die „spontane Dichtungsleckage“ erwies sich als Explosion einer Rohrleitung im Sicherheitsbehälter. Die Anlage wurde sofort ganz abgeschaltet. Der Betreiber hätte mit der Inspektion bis zum regulären Revisionstermin im Mai gewartet.
Leider stehen immer wieder finanzielle Interessen über Fragen der Sicherheit. Gerade die Annahme höchster Sicherheitsvorkehrungen macht oft sorglos im Umgang mit scheinbar harmlosen Fehlern und Störfällen. Mögliche Risiken werden heruntergespielt um Vorsorge-Kosten niedrig zu halten. Gewinnmaximierung geht oft vor, vermeintlich unnötiger, Risikominimierung. Die Entscheidungsgewalt liegt nicht bei den Technikern und Ingenieuren, sondern dem kaufmännischen Management. Absolute Fehlerfreiheit liegt nicht in der Natur des Menschen.
Sind die Risiken der Atomkraft beherrschbar?
Menschen machen Fehler, das liegt in ihrer Natur. Wer könnte von sich selbst behaupten noch nie einen Fehler gemacht zu haben? Wem ist nie etwas misslungen? Ein Sicherheitskonzept kann nur so gut geplant sein, wie die erwarteten Fehlerquellen es nötig machen. Die Geschichte der Kernkraft und ihrer Unfälle zeigt: Unglücke geschehen durch unerwartete Ereignisse. Oft einfachste Zufälle führen, durch eine unerwartete Verkettung von Ursachen, zu katastrophalen Unfällen.
Japan liegt technisch mit an der Weltspitze. Es ist bekannt für seine hervorragenden Ingenieure und seinen hohen Qualitätsstandard. Gerade in Punkto Erdbebensicherheit gelten dort hohe Anforderungen. Dennoch führt hier eine, eigentlich erwartete, Naturkatastrophe zum Versagen aller Sicherheitssysteme. Dies macht deutlich, wie unzureichend der Mensch tatsächliche Risiken einplanen und beherrschen kann. Fukushima macht deutlich welche Gefahren selbst von einem heruntergefahrenem Atomkraftwerk ausgehen können. Die Brennelemente müssen noch auf Jahre hinaus gekühlt werden um ein Überhitzen zu verhindern. Dafür muss eine kontinuierliche Stromversogung der Anlage sichergestellt sein. Im Krisenfall, z. B. nach Naturkatastrophen, kann es hier schnell zu Problemen kommen. Nie lassen sich sämtliche Risiken ausschalten. Die Atomtechnik, angewiesen auf 100% Fehlerfreiheit, ist angesichts der möglichen Folgen eines Unfalls nicht vertretbar.
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